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Solist Johann Kaspar Mertz: Fantasias for Solo Guitar BEWERTUNG: ***** Der einzige Gitarrist in Wien, der in einer Liga mit Paganini und Liszt spielte, war Johann Kaspar Mertz. Seine Fantasien sind nicht weniger virtuos und revolutionär als die seiner Zeitgenossen. Der Gitarrist Johann Kaspar Mertz hat Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts seinem Instrument eine letzte und besonders bunte Blüte beschert. Eine Generation vor ihm hatte Mauro Giuliani das Instrument populär gemacht sowohl auf der Konzertbühne als auch in Salons und Privathäusern. Als Mertz aus Bratislava nach Wien kam, waren gerade Geigen- und Klaviervirtuosen in Mode, unter anderem mit ausschweifenden Fantasien über Opernarien. Mertz reihte sich mit seiner Gitarre ein und hatte auch einige Erfolge, musste aber vom Unterricht leben. So komponierte er einerseits glänzende Virtuosenstücke für eigene Auftritte, andererseits auch kleinere Stücke wie auch Schubert-Liedbearbeitungen für Laien. Romantik pur Die acht Fantasien von Mertz, die Giuseppe Chiaramonte aufgenommen hat, zeigen den Komponisten auf großer romantischer Bühne. Er verlangt ein Spiel mit Brillanz, mit Bravour und mit Feuer – so einige Spielanweisungen und setzt scharfe Kontraste zwischen abgrundtiefer Trauer und strahlendem Jubel. Das Pathos mag uns heute übertrieben vorkommen, aber es führt doch zu einem Überschreiten auch aller klanglichen Grenzen der Gitarre. Sie evoziert hier gleich ein ganzes Orchester plus Gesang. Giuseppe Chiaramonte besitzt nicht nur die Technik, sondern auch den überbordenden Ausdruckswillen dafür. Ob zarte Abendstimmung oder Liebesklage, ob ungarischer Steppenritt oder Mozart-Oper – immer entstehen Szenen vor dem inneren Auge, die eine Gitarre allein eigentlich gar nicht ausfüllen kann. Sie tut es aber doch. Ein auf das schönste schillernder Widerspruch. Romantik pur. Dirk Hühner, kulturradio Stand vom 03.04.2019
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